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Die 1930er Jahre
1930
2. Januar Neue
Verkehrstarife
Die BVG war gezwungen ihre Tarife zu erhöhen: Eine einfache
Fahrt kostete seither 25 Pfennige.
18. April
U-Bahn nach
Gesundbrunnen: Die GN-Bahn
ist fertig!
Fertiggestellt wurde die Linie D auf dem gesamten Nordabschnitt.
Er umfasst die Bahnhöfe:
Jannowitzbrücke, Alexanderplatz, Weinmeisterstraße, Rosenthaler Platz, Bernauer Straße, Voltastraße, Gesundbrunnen.
Linie D seither:
| Linie D | Leinestraße - Hermannplatz - Neanderstr. - Alex - Gesundbrunnen |
Netzplan von April (mit der nun fertigen GN-Bahn-Linie D)

1930 Wagenpark Großprofil
Für die damals noch im Bau befindliche Linie E werden weitere
U-Bahnwagen beschafft.
Es handelt sich hierbei um eine überarbeitete Form der C-Wagen,
die zusammengefasst als C-III bezeichnet werden.
29. Juni
Eröffnung
der U-Bahn nach Pankow
Diese Strecke schließt am Hochbahnhof Nordring (heute
Schönhsr.Allee) an.
Neu ist der unterirdische Bahnhof "Pankow (Vinetastraße)"
Die Linie A I ab dem 29. Juni :
| Linie A I | Pankow - Nordring - Alex - Bismarckstraße - Wilhelmplatz |
| Linie A I | Bismarckstraße - Stadion (unabhängiger Zugumlauf) |
| Linie A I | Stadion - Ruhleben (Pendelverkehr) |
1930 Wagenpark Großprofil
Die C-I-Versuchswagen
Die BVG erhielt 3 Versuchswagen der 18-Meter-Bauart C.
1. September
Am 18. April wurde im Zuge der GN-Bahn der Bahnhof Gesundbrunnen eröffnet.
Dieser Bahnhof war zu dem Zeitpunkt noch eine Baustelle. Die beiden Zugänge am
Nord- und Südende konnten erst zum 1. Juli bzw. 1. September eröffnet werden.
Bestandteil dieser Zugänge sind die nunmehr längsten Rolltreppen Berlins, mit
denen man den rund 18 Meter unter Geländeniveau gelegenen Bahnsteig der U-Bahn
erreichen kann. Zugleich wurde der bemerkenswerte Eingangspavillon auf dem
Behmplatz seiner Bestimmung übergeben.
21. Dezember
Neue U-Bahnlinie in der
Frankfurter Allee eröffnet!
Mit der Linie E
nach Friedrichsfelde
Streckenerweiterungen
An diesem Tage wurde das Streckennetz umfangreich erweitert:
Die Linie C I wurde von Bergstraße bis über Neukölln (Südring) bis Grenzallee erweitert.
Außerdem wurde drei Monate vor dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin die komplette Linie E fertiggestellt.
Die Strecken im Einzelnen:
Die Linie C-I wird im Neuköllner Raum vom Bahnhof Bergstraße bis zur Grenzallee verlängert. Neu sind die Bahnhöfe Neukölln und Grenzallee. Hinter letztgenannten befindet sich ein Rampenbauwerk, das am Sieversufer den Tunnel verlässt. Dort war für spätere Zeiten eine Betriebswerkstatt vorgesehen.
Die Linie C-I seither:
| Linie C I | Seestraße - Belle-Alliance-Str. - Hermannplatz - Bergstraße - Grenzallee |
Bei der anderen an diesem Tage eröffneten Linie handelt es sich um die komplette Linie E, die sogenannte "Friedrichsfelder U-Bahn". Sie verfügt über folgende Bahnhöfe: Alexanderplatz, Schillingstraße, Strausberger Platz, Memeler Straße (heute: Weberwiese), Petersburger Straße (heute: Frankfurter Tor), Samariterstraße, Frankfurter Allee, Magdalenenstraße, Bahnhof Lichtenberg und Friedrichsfelde. Hinter dem Bahnhof Friedrichsfelde wurde eine Betriebswerkstatt angelegt: Die Betriebswerkstatt Friedrichsfelde
Näheres zur Linie E (Friedrichsfelder U-Bahn)
Die neue Linie E:
| Linie E | Alexanderplatz - Petersburger Str. - Frankfurter Allee - Friedrichsfelde |
Netzplan von Dezember (mit der neuen Linie E)

1930
Die
Betriebswerkstatt Eisackstraße (hinter dem U-Bahnhof
Hauptstraße) wurde in diesem Jahr stillgelegt. Das in die
Werkstatt führende Gleis wurde in der Folgezeit (bis ) im
Bereich der Kehrgleisanlage getrennt.
1931
Sommer
Baustopp
sämtlicher U-Bahnprojekte
Südlich des
Bahnhofs Leinestraße ist ein U-Bahntunnel bis fast zum
Ringbahnhof Hermannstraße entstanden. Ein Drittel des Bahnhofs
Hermannstraße ist rohbaufertig.
Dieser Tunnel blieb die nächsten Jahre ohne Funktion.
Nordwestlich des Bahnhofs Seestraße sind zwei unabhängige Tunnelabschnitte für die Linie C entstanden. Auch sie wurden "eingemottet".
14. Juli
Alfred
Frederik Elias Grenander,
Berlins großer U-Bahnarchitekt ist im Alter von 68 Jahren in
Berlin gestorben.
Alfred Grenander, ein Stichwort...
Der am 26.Juni geborene Architekt Alfred Frederik Elias Grenander
wuchs in Skölfde in Schweden auf. Paul Wallot holte ihn nach Berlin in das Baubüro des Reichstages. Anschließend, nach der Fertigstellung des Reichstages, war Grenander an der Berliner Kunsthochschule tätig, bevor er zur Hochbahngesellschaft wechselte und dort angestellt war. Zunächst entwarf er Detaillösungen im Rahmen des Hochbahnbaues, so zum Beispiel das leider nicht mehr vorhandene Kassenhäuschen am U-Bhf Knie. Viele Brückenwiderlager der Stammstrecke gehen auf seine Entwürfe zurück. Ab entwarf er komplette U-Bahnhöfe für die Stadt Charlottenburg, ab auch für die Hochbahngesellschaft (u.a. U-Bhf Leipziger Platz, heute Potsdamer Pl.). Die übrige Spittelmarktlinie geht voll und ganz auf seine Pläne zurück.
Ab war Professor Grenander auch für die städtische Nord-Süd-Bahn AG tätig, wo er das Erbe Heinrich Jennens antrat und mit Alfred Fehse zusammen die U-Bahnlinie C fertig stellte. Während die Linie D architektonisch noch recht "bunt" war, was aber auch andere Gründe hat, hat Grenander die Linie E konsequent in bauhäuslerischer Klarheit nach seiner Architektur-Auffassung entworfen. Grenander war immer versucht, seinen eigenen Stil zu überarbeiten, er hat nie altes wieder "aufgewärmt". Deutlich wird dies am U-Bahnhof Alexanderplatz, den er entwarf. wurde dieser Bahnhof fertig und ab wurde dieser Bahnhof radikal umgebaut, obwohl die alte Bahnsteighalle der Linie A unverändert blieb. Man mag kaum glauben, dass der gesamte Bahnhof in seiner heutigen architektonisch gegensätzlichen Form von einem Architekten stammt. Grenander hat aber nicht nur U-Bahnhöfe gebaut, -er entwarf fast 50 U-Bahnhöfe eigenverantwortlich, an zahlreichen weiteren Bahnhöfen wirkte er entscheidend mit- sondern war auch für Privatpersonen, Unternehmen und die Stadt tätig. Von ihm stammt z.B. das Verwaltungsgebäude der Knorr Bremsenwerke AG in Rummelsburg und die Gotzkowskybrücke in Moabit. Auch Hochbauten für die BVG entwarf Grenander, wie das Verwaltungsgebäude der BVG am Alexanderplatz oder das Umspannwerk am Hermannplatz, ein Klinkergebäude zur Stromversorgung der Linien C und D.
Grenander leitete bei der BVG das Konstruktionsbüro, das nicht nur Neubauten sondern auch Umbauten an vorhandenen Bahnanlagen leitete.
11. August
U-Bhf.
Stadion fertig
Am Stadion entstand ein neuer leistungsfähiger U-Bahnhof, der
das Provisorium von ablöste.
Im Inneren des
Bahnhofsgebäudes befindet sich das Stellwerk für die
Werkstattanlage.
Es handelt sich hierbei um das größte Hebelstellwerk Europas.
1983 wurde es außer Betrieb genommen und sollte abgerissen werden. Doch einige ehemalige BVG-Mitarbeiter konnten das Stellwerk wegen seiner Einzigartigkeit erhalten und richteten dort ein U-Bahnmuseum ein. Dieses Museum kann heute besichtigt werden.
16. August
Die Zugläufe
der Linie A I wurden zusammen gefasst. Seither brachte man an der
Deutschen Oper und am Stadion nicht mehr umsteigen, um nach
Ruhleben zu gelangen.
Die Linie A I seither:
| Linie A I | Pankow - Alex - Städt.Oper - Stadion - Ruhleben |
| Linie A I | Pankow - Alex - Städt.Oper - Wilhelmplatz (jed. zweite Zug) |
1931
U-Bhf.
Onkel-Toms-Hütte fertiggestellt
Dieser Bahnhof wurde in den Monaten zuvor umgebaut, ein Einkaufzentrum wurde eingegliedert.
1932
1. April Nord-Süd-Bahn AG wird aufgelöst.
Die Nord-Süd-Bahn AG ist von der Stadt Berlin mit der Aufgabe
gegründet worden, den U-Bahnverkehr auf der Nord-Süd-Bahn zu betreiben. Als
die Stadt Berlin in ihrer Not im Dezember einen Betriebsvertrag mit der
Hochbahngesellschaft schloss, fielen der Nord-Süd-Bahn AG nur noch planerische
Aufgaben zu. Sie führte seither - auch nach Gründung der BVG - sämtliche
Planungsarbeiten für den U-Bahnneubau aus. Seit aber ruht der U-Bahnneubau
komplett. Es war zu diesem Zeitpunkt auch nicht absehbar, wann der U-Bahnneubau
wieder aufgenommen werden soll. Aus diesem Grunde war das Unternehmen zwecklos
geworden. Somit wurde die Nord-Süd-Bahn AG als Tochterunternehmen der BVG zum
1. April liquidiert und aus dem Handelsregister gelöscht.
1932
Am U-Bhf.
Wilhelmplatz wird der letzte "Handblock" außer betrieb
genommen.
Somit ist der Umbau des Signalsystems im gesamten Netz
abgeschlossen.
1933
30. Januar
Die Machtübernahme
Adolf Hitler
hat mit seiner "NSDAP" die Macht erschlichen.
28. Februar
Der Reichstag
ist ausgebrannt.
24. April
Der U-Bhf.
Reichskanzlerplatz (heute: Th.-Heuss-Pl.) wird umbenannt in
"Adolf-Hitler-Platz"
3. Juni
Der U-Bhf.
Hasenheide (heute: Südstern) wird umbenannt in "Kaiser-Friedrich-Platz"
Netzplan von Mai

1. Juli
Am
Innsbrucker Platz in Schöneberg wurde der S-Bahnhof der Ringbahn
eröffnet.
Auch der U-Bahnhof Hauptstraße wurde umbenannt:
Er heißt seither "Innsbrucker Platz (Hauptstraße)"
1934
Januar Die BVG bündelt ihre Verwaltung in der Köthener Straße
Ein Teil der
Verwaltung war bislang auch am Leipziger Platz untergebracht. Es
war die ehemalige Verwaltung der Straßenbahn.
Das Verwaltungsgebäude in der Köthener Straße dagegen war
früher die Verwaltung der Hochbahngesellschaft.
Frühjahr
Baubeginn der
Nord-Süd-S-Bahn am Stettiner Bahnhof
1. Mai
Der U-Bahnhof
Schönhauser Tor (heute: Rosa-Luxemburg-Pl.) wird umbenannt in
"Horst-Wessel-Platz". Kaum bekannt
dagegen dürfte heute sein, dass der heutige Stadtteil
Friedrichshain damals "Horst-Wessel-Stadt" hieß.
16. August
Der U-Bahnhof
Städtische Oper (Bismarckstraße) wird umbenannt in
"Deutsches
Opernhaus (Bismarckstraße)", er heißt heute Deutsche Oper.
1935
1935 Wagenpark Kleinprofil
Die BVG mustert eine Reihe alter A-I-Wagen aus. Es sind Wagen der
ersten Beschaffungsjahre.
1. Februar
Der
eröffnete U-Bhf. Wilhelmplatz wurde umbenannt in "Richard-Wagner-Platz"
1. März
Der
eröffnete und umgebaute U-Bahnhof Stadion wurde umbenannt
in "Reichssportfeld"
1. Juni
Der
eröffnete U-Bahnhof Inselbrücke wurde umbenannt in "Märkisches Museum"
1936 - Das Olympia-Jahr

1936 Der U-Bahnhof Kaiserdamm bekam eine Namensergänzung. Sein neuer Name lautet nun "Kaiserdamm (Messedamm)".
1. Februar
Der U-Bahnhof
Nordring wird umbenannt. Der neue Name lautet "Schönhauser Allee".
Außerdem wird der Umsteigebahnhof Friedrichstadt umbenannt. Der neue Name lautet nun: "Stadtmitte (Leipziger Straße)" für die Linie C und "Stadtmitte (Mohrenstraße)" für die Linie A.
28. Juli
Nord-Süd-S-Bahn eröffnet!
Der erste Abschnitt dieser Strecke reicht vom Stettiner Bahnhof
bis zum Bahnhof Unter den Linden.
Am Bahnhof Friedrichstraße kann umgestiegen werden zur Stadtbahn
und zur U-Bahnlinie C.
2. August
Bis zum 16.
August finden in Berlin die Olympischen Sommerspiele statt.
1937
1937
Am Bahnhof
Frankfurter Allee soll künftig darauf hingewiesen werden, dass
dort die Ringbahn erreicht werden kann.
Aus diesem Grunde bekommt dieser U-Bahnhof einen Namenszusatz:
"Frankfurter
Allee (Ringbahn)".
1. Oktober
Auf Führerbefehl
werden zwei U-Bahnhöfe umbenannt:
Der Bahnhof Flughafen wird umbenannt in "Paradestraße" und der Bahnhof
Kreuzberg wird umbenannt in "Flughafen".
Hintergrund ist der im Bau befindliche neue Zentralflughafen, der sein Empfangsgebäude am ehemaligen Bahnhof Kreuzberg haben wird. Allerdings ist der neue Flughafen bei weitem noch nicht fertig.
1937 Wagenpark
Die BVG
trennt sich von 20 Trieb und 20 Beiwagen der ersten
Beschaffungsjahre.
1938
1. Januar Die BVG ist
und bleibt ein rein städtisches Unternehmen.
Sie firmiert um in "Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG)"
Bisher nannte sich die BVG "Berliner
Verkehrs-Aktiengesellschaft"
1938
Die Stadt
beginnt an einigen Stellen mit dem Bau neuer U-Bahnstrecken:
Im Einzelnen: Adolf-Hitler-Platz (heute: Th.-Heuss-Platz),
Tempelhofer Damm, Charlottenburger Chaussee (heute: Straße des
17. Juni) und an der Mühlendammbrücke
In erster Linie handelt es sich um Bauvorleistungen für
zukünftige U-Bahnprojekte.
9. November
Reichspogromnacht
1939
Germania - Die neue Hauptstadt Deutschlands
Albert Speer hat
im Auftrage Hitlers ein neues Berlin geplant.
Für die Ausführung dieser Planungen müssten große Teile
Berlins abgerissen werden. Hauptbestandteil dieser Pläne ist die
neue "Nord-Süd-Achse", die sich mit ihren imposanten
Gebäuden vom Reichstagsgebäude südwärts bis nach Mariendorf
ziehen soll. Diesen Plänen muss auch das U-Bahnnetz mit seinen
Planungen angepasst werden. Es sind sehr umfangreiche Umbauten
und Neubauplanungen vorgesehen. Zum Beispiel wird das gesamte
Areal um das Gleisdreieck beseitigt. Stattdessen werden diese
Hochbahnstrecken als unterirdische Strecken neu erstellt.
Nachfolgend werden die U-Bahnplanungen vereinfacht dargestellt:

1. Januar
Der U-Bhf.
Kaiser-Friedrich-Platz (heute: Südstern) wurde umbenannt in
"Gardepionierplatz"
31. August
Erlass zur
Einrichtung von Luftschutzräumen in öffentlichen und privaten
Gebäuden.
1. September
Der Zweite
Weltkrieg ist ausgebrochen!
Die U-Bahn und
der Zweite Weltkrieg
Natürlich hatten die Ereignisse des Krieges im Laufe der Jahre
zunehmend Einfluss auf das Geschehen bei der BVG. Die ersten
Einschränkungen gab es im Februar für alle sichtbar: In
den Bahnhöfen verschwanden sämtliche Netzpläne, die relativ
genaue Stadtpläne Berlins waren.
Doch schon früher ging es los: gab es einen Erlass, dass Räumlichkeiten zu öffentlichen Schutzräumen auszubauen waren. Dieser Prozess setzte sich bis Anfang der 40er Jahre fort. Umbauten größeren Stils fanden statt in folgenden Bahnhöfen: Alexanderplatz, Moritzplatz, Lichtenberg, Nollendorfplatz und Gesundbrunnen aber auch in noch nicht eröffneten Bahnhöfen wie dem erst eröffneten Bahnhof Hermannstraße.
Auch sonst waren
Änderungen auszuführen: Die Bahnsteigkanten waren mit weißer
Farbe kenntlich zu machen, die Signale und auch die
Zuginnenbeleuchtung war abzublenden, zumindest auf den
oberirdischen Streckenabschnitten, dies war die Folge von
Verdunkelungsanordnungen. Aus diesem Grunde wurden auch bauliche
Veränderungen vorgenommen: Am Bahnhof Spittelmarkt mussten deshalb die der Spree zugewandten Fenster vermauert werden. Auch
betrieblich wurden Vorkehrungen getroffen: So wurden zusätzliche
Sitzbänke aufgestellt und Sanitätshilfskräfte für den
Krisenfall ständig auf Bahnhöfen postiert. Ebenso waren alle
Sperrwehre an Flussunterfahrungen personell rund um die Uhr
besetzt, damit diese Tore bei Alarm geschlossen werden konnten.
Dies jedoch war alles harmlos gegenüber dem, was noch kommen
sollte: Die feindlichen Angriffe!
Der erste dokumentierte Schaden ereignete sich in der Nähe des
Bahnhofes Kottbusser Tor, wo eine Bombe in den Boden einschlug
und die Tunneldecke der Linie D beschädigte. Es war nur ein
Blindgänger. Das war am 29. August . Damals war ein
Fliegerangriff etwas Besonderes und die Bevölkerung kam von weit
her, um solche Schäden in Augenschein zu nehmen! Auch dies
änderte sich bald.
Am 21.Oktober zum Beispiel erhielt der Bahnhof Stadtpark
seinen ersten Volltreffer. Es sollten an diesem Ort noch weitere
folgen. Am 16.Dezember wurde westlich von Wittenbergplatz der
Zugverkehr eingestellt: Eine Bombe durchschlug in der
Tauentzienstraße die Tunneldecke und sorgte für heftige
Schäden. Am 21.Dezember wurde erstmalig der Betrieb auf der
Kreuzberger Hochbahnstrecke eingestellt, nachdem diese Strecke
einen Schaden
erlitt.
Danach war für längere Zeit relative Ruhe. Erst ab Mai
ging es richtig los: Am 2.August erging von der Regierung die
Aufforderung, Berlin zu verlassen: Es war die Zeit der leidigen
aber lebensrettenden "Kinderlandverschickungen", für
die Kinder oftmals ein Abschied für immer.
Am 3.September erlitt die Hauptwerkstatt Grunewald einen schweren Schaden, 40 abgestellte U-Bahnwagen wurden ein Raub der Flammen. Am 23.November wurde das BVG-Verwaltungsgebäude in der Köthener Straße zerstört. Für die U-Bahn mit der Folge, dass der Nachrichten- und Fernsprechverkehr zusammenbrach. Am 30.Januar gab es einen schweren Angriff, wodurch ein Großteil des U-Bahnnetzes erst mal stillstand. (Linie A: Potsdamer Pl. - Zoo und bis Breitenbachplatz; Linien B I und B II komplett sowie Linie C II) Am 15.Februar wurden die Bahnhofe Gleisdreieck und Reichssportfeld schwer beschädigt - beide Bahnhöfe sind für den U-Bahnbetrieb von großer Wichtigkeit. Am 21.Mai wurde die Betriebswerkstatt Seestraße weitgehend zerstört.
Ab dem 26.Januar
wurde der verbliebene Zugumlauf auf allen Strecken auf 30
Minuten gestreckt. Am 3.Februar gab es einen äußerst schweren Angriff auf die Reichshauptstadt: Die Liste der bei
diesem Angriff zerstörten Bahnhöfe ist endlos, allein 27
Volltreffer. Eine Bombe durchschlug die Tunneldecke im Bahnhof
Hallesches Tor und tötete 43 anwesende Fahrgäste. Am
Bayerischen Platz standen zwei Züge im Bahnhof, während mehrere
Bomben einschlugen: Sie zerstörten den Bahnhof und töteten 63
Menschen. Schlimm waren die Folgen durch drei Einschläge in den
Bahnhof Memeler Straße, wo 200 Menschen (viele Frauen und
Kinder) ums Leben kamen. Dieser Horrorbericht ließe sich noch
fortsetzen! Nach diesem Angriff fuhren noch Züge auf folgenden
Strecken:
Linie A I: Pankow - Alexanderplatz
Linie A I: Zoolog.Gtn.- Ruhleben und Richard-Wagner-Platz
Linie C I: Seestraße - Stettiner Bahnhof
Linie D: Gesundbrunnen - Alexanderplatz

Seit dem 12.April dürfen nur noch Inhaber eines Sonderausweises die U-Bahn benutzen. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Russen schon in den Vororten Berlins, von der U-Bahn war schon nicht mehr viel übrig, Strecke um Strecke wurde stillgelegt, weil die Schäden nicht mehr unter Kontrolle zu bringen waren. Ab dem 19.April wurde der Zugtakt nochmals erheblich gestreckt. Man konnte nun keineswegs mehr von einem "regelmäßigen" Zugverkehr sprechen, es war nur noch ein gelegentlicher Verkehr auf den verbliebenen Strecken. Die Stromlieferungen waren äußerst ungleichmäßig, außerdem konnte jederzeit ein erneuter Angriff kommen.
Am 25.April
bestand das "U-Bahnnetz" nur noch aus zwei U-Bahnzügen
der Linie A I: Ein Zug fuhr von Wittenbergplatz bis Kaiserdamm,
der zweite von Kaiserdamm nach Ruhleben. Gegen 18 Uhr stand das
Kraftwerk Unterspree unter direkten Beschuss, so wurde die
Stromversorgung beendet mit der Folge, dass für die Berliner U-Bahn der Krieg zu Ende war.
***
Für Details: Die Berliner U-Bahn und der Krieg
