Berlins U-Bahnhöfe


Jannowitzbrücke

BVG-Kürzel: Jb
18. April 1930 eröffnet
Bezirk Mitte von Berlin

< U-Bhf. Heinrich-Heine-Straße (635 m) < U8 > U-Bhf. Alexanderplatz (732 m) >
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Bahnsteighalle U-Bhf. Jannowitzbrücke 2007

Dieser Bahnhof ist benannt nach der Spree-Überquerung, die erstmals 1822 erwähnt wird. Jene Brücke war aus Holz und entstand auf Anregung des Baumwollfabrikanten Carl August Alexander Jannowitz. Ab 1876 war die Brücke gebührenfrei, zuvor war ein Brückenzoll zu entrichten. 1881-83 entstand aufgrund des gestiegenen Verkehrs eine neue 17 Meter breite Stahlbrücke, die ab 1926 dem U-Bahnbau weichen musste.

Den Namen dieser Brücke trägt auch der 1882 eröffnete Bahnhof der Berliner Stadtbahn, damals ein Bahnhof mit Rundbogenhalle, wie er vergleichbar heute noch am Alexanderplatz existiert. Anlässlich des U-Bahnbaus wurde die alte Bahnsteighalle abgerissen, 1927-32 durch den heutigen Zweckbau ersetzt. In dieser Zeit wurde auch die neue Jannowitzbrücke erstellt, die ab 1932 dem Verkehr zur Verfügung stand. 

Als die AEG seinerzeit den Bau der Gesundbrunnen-Neuköllner U-Bahn im Jahre 1913 begann, war dieser U-Bahnhof nicht geplant, stattdessen sollte die U-Bahn aus der Brückenstraße kommend die Spree westlich der alten Jannowitzbrücke unterqueren. Dieses Projekt aber wurde 1918 seitens der AEG abgebrochen, nur einige Tunnelstücke waren fertig, so beispielsweise der Tunnel unter der Spree. Doch als das Projekt nach der Übernahme durch die Stadt wieder aufgenommen wurde, gab es am Alexanderplatz einige Umplanungen, die sich auch auf die Jannowitzbrücke auswirkten: ein neuer Tunnel entstand unter der (zu diesem Zweck abgerissenen) Jannowitzbrücke, wobei sich hier die Anlage eines U-Bahnhofs anbot. Damals noch recht neu und ungewohnt wurde eine direkte Umsteigemöglichkeit mit Verbindungstreppen zum S-Bahnhof gebaut, wodurch hier mit starken Umsteigebeziehungen zu rechnen war. 


U-Bhf. Jannowitzbrücke 1930

Am 18. April 1930 wurde der U-Bahnhof im Zusammenhang mit der Strecke Neanderstraße - Gesundbrunnen (GN-Bahn; Linie D) eröffnet. Er liegt der Länge nach unter der Alexanderstraße und hat einen Mittelbahnsteig, der eine maximale Breite von 9 Metern hat. Am Südende führen zwei Treppenläufe in die geräumige Vorhalle, die wiederum Treppenverbindungen zur S-Bahn hat, aber auch Ausgänge Richtung Brücke aufweist. Der kleinere Nordzugang führte ursprünglich mittels eines längeren gebogenen Ganges in das Eckhaus Alexanderstraße Ecke Holzmarktstraße. Jenes Haus wurde im Krieg zerstört, woraufhin ein freier Ausgang geschaffen werden musste. In späteren Jahren wurde dieser Zugangsbereich völlig umgestaltet, da sich auch oberirdisch sehr viel veränderte.


Grundriss U-Bhf. Jannowitzbrücke

Architekt dieses Bahnhofs war Alfred Grenander, der fast alle Bahnhöfe dieser Strecke entwarf. Für diesen Bahnhof wählte er eine zitronengelbe Verfliesung im Mauerwerksverband, wie er sie auf allen Bahnhöfen wählte, die einen Übergang zur S-Bahn bieten. Da dieser Bahnhof der späten Schaffensperiode Grenanders zuzurechnen ist, hat er die Mittelstützen aus Doppel-T-Trägern nicht weiter verkleidet und für den Bahnhof eine hohe Flachdecke geplant. Dieser Bahnhof ist also gestalterisch verwandt mit Alexanderplatz, Gesundbrunnen, Tempelhof und den Bahnhöfen der Linie E.

Bei Kriegsende ruhte der Verkehr der Berliner U-Bahn, aufgrund der Landwehrkanal-Sprengung bei der S-Bahn, war auch dieser U-Bahnhof überflutet. Schon am 16. Juni 1945 konnte der Zugverkehr (sogar zweigleisig) wieder aufgenommen werden. Von diesem Tag an stand die Linie D komplett wieder im Betrieb.

Nach dem Krieg wurde die Linie D von der BVG-West betrieben, die auf ihrem Weg von Neukölln nach Gesundbrunnen den zum Ostsektor gehörenden Stadtbezirk Mitte unterquert. Dies hatte zur Folge, dass der Bahnhof am Tag der Grenzsperrungen am 13. August 1961 geschlossen werden musste. Die Züge fuhren nun ohne Halt durch, während die BVG-Ost eine parallele Autobuslinie einrichtete. Dieser Status blieb bis 11. November 1989 unverändert. Nachdem am 9. November die Grenzen geöffnet wurden, suchten beide Betriebsteile der BVG nach Möglichkeiten, weitere Grenzübergangsstellen zu schaffen, um den Bahnhof Friedrichstraße zu entlasten. Der Bahnhof Jannowitzbrücke bot sich für die Öffnung an, da er sehr verkehrsgünstig zur S-Bahn liegt. Aufgrund des enormen Besucherstroms aus dem Osten musste der Umsteigerverkehr in den ersten Monaten hier kanalisiert werden: Der Zugang zum Bahnhof erfolgte über den Nordzugang, während Umsteiger zur S-Bahn den direkten Südzugang nutzen konnten. Diese Beschränkungen wurden im Sommer 1990 aufgehoben. Seither hat sich hier nicht viel verändert, ein Teil der südlichen Vorhalle mit einem separaten zweiten Treppenaufgang in Bahnsteigmitte ist bis heute geschlossen, wobei der Bahnhof überhaupt dringend eine Renovierung vertragen könnte.


Bahnsteighalle U-Bhf. Jannowitzbrücke 2003


Nördliches Zwischengeschoss

< U-Bhf. Heinrich-Heine-Straße (635 m) < U8 > U-Bhf. Alexanderplatz (732 m) >
Nördlicher Abschnitt GN-Bahn



Feb 07