Berlins U-Bahnstrecken


Die Linie U8 verbindet Wittenau mit Neukölln in Nord-Süd-Richtung, durchquert hierbei Reinickendorf, den Wedding sowie das Östliche Zentrum am Alexanderplatz. Aufgrund ihrer Streckenführung mit zahlreichen S-Bahnanbindungen ist die U8 eine der wichtigsten U-Bahnlinien Berlins.


Die GN-Bahn
Nördlicher Abschnitt
Jannowitzbrücke - Gesundbrunnen

Der erste Abschnitt der später als Linie D bezeichneten GN-Bahn (Gesundbrunnen-Neuköllner Schnellbahn) wurde im Juli 1927 eröffnet: Von Boddinstraße bis Schönleinstraße. 1928 wurde die Strecke in Abschnitten bis Neanderstraße weitergeführt, dem Bahnhof, der seit 1960 Heinrich-Heine-Straße heißt. 1929 wurde die GN-Bahn ab Boddinstraße um einen Bahnhof nach Süden erweitert und erreichte für die nächsten 67 Jahre den Endpunkt an der Leinestraße. Am 18. April 1930 schließlich wurde die GN-Bahn ab Neanderstraße quer durch die Innenstadt bis hinauf nach Gesundbrunnen verlängert und damit in ihrem ursprünglichen Zustand fertiggestellt.

In diesem Kapitel geht es um die letztgenannte Verlängerung bis Gesundbrunnen.

Aktueller Netzplan

Mit dem Bau des ab Neanderstraße nördlich anschließenden Streckenabschnitts der GN-Bahn wurde 1926 begonnen, nachdem der Bau seit 1917 ruhte. Die AEG hatte 1913 die Auflage von der Stadt bekommen, den Betrieb bis 1918 aufzunehmen. Dies war aus naheliegenden Gründen (Krieg und Inflation) nicht möglich. So strengte die AEG bzw. die eigens gegründete AEG-Schnellbahn-AG einen Prozess gegen die Stadt an, in dem sie von dieser Auflage befreit werden sollte. Das Reichsgericht entschied gegen dieses Anliegen und gab der Stadt recht. Als Folge trat die AEG-Schnellbahn-AG 1924 in Liquidation, wobei die damals bereits existierenden Tunnelfragmente in stadtberliner Eigentum übergingen. Die Stadt nahm daher 1926 unter Regie der "Nord-Süd-Bahn-AG" den Bau wieder auf. An einigen Stellen wurde der Streckenverlauf überarbeitet. So wurde der bereits fertige Spreetunnel (sog. "Waisentunnel") in der Nähe der Jannowitzbrücke und ein Tunnel unter der Dresdener Straße ("Dresdner Tunnel") nutzlos.

Hingegen konnte der um 1913 erstellte Streckentunnel in der Brunnenstraße weiterverwendet werden. Insgesamt entstand eine bautechnisch höchst komplexe U-Bahnstrecke, die nicht immer den engen Straßenverläufen in der Innenstadt folgen konnte und somit bei mehreren Gelegenheiten geschlossene Baublöcke unterqueren musste. Außerdem war am Alexanderplatz ein neuer Gemeinschaftsbahnhof mit der vorhandenen Kleinprofil-U-Bahn sowie einer weiteren Neubaustrecke zu erstellen, an der Jannowitzbrücke die Spree und die Stadtbahn und schließlich in Gesundbrunnen der breite Einschnitt der Ringbahn zu unterqueren.


Der Nordabschnitt der GN-Bahn in einem Liniennetzplan der BVG
Stand: März 1932


Die GN-Bahn um den Alexanderplatz in einem Netzplan der BVG.
Stand: März 1932


Jannowitzbrücke


Alexanderplatz


Weinmeisterstraße


Rosenthaler Platz


Bernauer Straße


Voltastraße


Gesundbrunnen

 

Die Bahnhöfe dieses Streckenabschnitts:
Gesundbrunnen
Voltastraße
Bernauer Straße
Rosenthaler Platz
Weinmeisterstraße
Alexanderplatz
Jannowitzbrücke

 

Tegel-Hermsdorfer Zeitung
vom 17. April 1930

Morgen Eröffnung des U-Bahnhofes Gesundbrunnen

 

Die GN-Bahn (Linie D) war vor dem Krieg eine der wichtigsten U-Bahnlinien Berlins. Sie verband nach ihrer Fertigstellung die Bezirks- und Stadtteilzentren im Süden und Norden mit dem Stadtzentrum am Alexanderplatz. Außerdem wurden mehrere S-Bahnhöfe miteinander verbunden. Nach dem Krieg war die Linie D die erste Berliner U-Bahnlinie, die aufgrund ihrer wenigen Schäden wieder komplett im Betrieb stand. 

Nach 1949 wurde sie von der BVG-West betrieben, das heißt, es wurden nur Westberliner U-Bahnzüge eingesetzt. Die Zugabfertigung auf den im Ostteil gelegenen Bahnhöfen wurde von der BVG-Ost durchgeführt. Mit dem Mauerbau aber wurden alle Bahnhöfe, die in Ostberlin lagen, geschlossen. Nun war die Linie D eine reine Westberliner Binnenlinie geworden, die den Osten der Stadt nur noch durchquert hat. (siehe hierzu das Kapitel zu den Transitstrecken) Nennenswerte Fahrgastzahlen gab es nun nur noch auf dem Südabschnitt zwischen Leinestraße und Kottbusser Tor. Auf dem nördlichen Abschnitt blieb die Zeit stehen, die Strecke verkam zu einer Art "Geisterbahn". Stets fuhren selbst in der Hauptverkehrszeit nur noch 2-Wagenzüge im Zehnminutentakt durch die Transitstrecke. Kurioserweise wurde nur Samstags im 7 1/2-Minutentakt nach Gesundbrunnen gefahren, nicht in der Woche (lt. Winterfahrplan 1967/68). Es gab einige Zeit Gerüchte, dass die BVG-West den Transitbetrieb, der vom Westen teuer bezahlt werden musste, einstellen wollte. Doch dazu ist es nie gekommen. 

Dass es sich hierbei um eine der Randlinien Westberlins handelte, wurde viele Jahre auch am Wagenpark deutlich: Bis 1966 fuhren hier noch "Tunneleulen", danach bis 1975 die letzten C-Züge, die auf dieser Linie eigentlich charakteristisch waren. Fast sechs Jahre fuhren hier somit die letzten Vorkriegszüge im Westen Berlins. Auch danach fuhren hier nur alte Züge, "Stahldoras", die von anderen Linien längst wieder verschwunden waren. 

1973 wurde mit dem Bau einer nördlichen Verlängerung dieser Linie zur Osloer Straße begonnen. Seit Oktober 1977 ist der Bahnhof Gesundbrunnen daher kein Endbahnhof mehr.

Eine Wandlung trat erst nach dem Fall der Mauer ein: Am 11. November wurde der Bahnhof Jannowitzbrücke, am 18. Dezember Rosenthaler Platz und im April 1990 der Bahnhof Bernauer Straße wieder nutzbar gemacht. Am 1. Juli 1990 wurden alle übrigen noch geschlossenen Bahnhöfe wieder für den Fahrgastverkehr frei gegeben. Schnell erholte sich die Linie U8, wie sie mittlerweile genannt wurde, wieder aus ihrem Dornröschenschlaf. Heute zählt die U8 nicht zuletzt aufgrund der massiven Streckenverlängerungen wieder zu einer der wichtigen U-Bahnlinien Berlins. Zugleich ist die U8 ein Architektur-Denkmal, da noch viele Bahnhöfe dieser Strecke ihr Aussehen der 20er Jahre bewahren konnten.

Licht und Farbe im Berliner Untergrund - U-Bahnhöfe der Klassischen Moderne

Streckendaten lt. BVG-Bauabteilung Erklärung

Heinrich-Heine-Straße  
  635 m
Jannowitzbrücke Jb 4,5 +10
  732 m
Alexanderplatz Ap 5,2 +42
  759 m
Weinmeisterstraße W 6,0 +01
  635 m
Rosenthaler Platz Ro 6,6 +36
  821 m
Bernauer Straße B 7,4 +57
  594 m
Voltastraße Vo 8,0 +51
  822 m
Gesundbrunnen Gb 8,8 +73
  614 m
Pankstraße

Bezeichnung: Strecke D
Gebaut: 1913-30

Gesamtlänge Heinrich-Heine-Straße - Gesundbrunnen: 4,998 km

 


Hermannstraße - Wittenau

Weitere Abschnitte dieser Linie:

U8: Hermannstraßen-U-Bahn - GN-Bahn (Südabschnitt) - GN-Bahn (Nordabschnitt) - Pankstraßen-Strecke - Residenzstraßen-U-Bahn - Wittenauer U-Bahn

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